Projekt das GRÜNE ZITAT, Schloss Park Kaarz, 2015

Kuratoren und Katalog herausgegeben: Ruzica Zajec und Broder Burow
Text "Pille", Susanne Burmester
Annette Leyener, 2015, Pille, Keramik

Die Skulptur wurde als Hohlkörper aus 120 Kilogramm keramischer Masse hergestellt. Weil sie durch Verstrebungen im Inneren verstärkt und zweimal bei 900° und 1.160° im Ofen gebrannt wurde, kann sie der Witterung standhalten. Wie ein Fremdkörper besetzt die leuchtend weiße Form den Park. Sie hat sich etwas eitel mitten hineinplatziert und fordert Aufmerksamkeit ein wie ein trotziges Kind. „Pille“ – ihr Titel wirkt absurd in dieser perfekt gestalteten Idylle. Welche Leiden soll die Pille hier kurieren? Ist nicht der Park selber schon ein Ort der Heilung? Chemie und die Natur, das ist eigentlich kein gesundes Verhältnis. Meint die Künstlerin gar „die“ Pille und verschreibt dem Schlosspark eine Medizin gegen Reproduktion? Annette Leyener bringt mit Witz zusammen, was nicht zusammen gehört. Als Referenz an Martin Kippenbergers Installation zum „Birkenwald“, lässt sie mit Ironie das Andere des gestalteten Landschaftsparks aufscheinen. Schon Sigmund Freud hat dem Witz schmerzstillende Eigenschaften zugestanden. Darum führt uns diese Skulptur über die visuelle Behauptung in eine Denkschleife über das Verhältnis Kunst und Natur. Die These, dass die Aufgabe der Kunst sei, seelische Erfüllung zu finden, weist sie jedoch zurück und plädiert stattdessen für eine Kunst des Widerspruchs.